Die Delegationen der Zapatista wird mehrheitlich aus Frauen bestehen –  nicht nur, weil diese die Umarmung zurückgeben wollen, die sie bei den vorherigen Internationelen (Frauen-) Treffen erhalten haben. Auch und vor allem deshalb, damit die zapatistischen Männer klar sichtbar machen: Wir sind das, was wir sind, und nicht das sind, war wir nicht sind – dank ihnen, wegen ihnen und mit ihnen.“ Aus Sechster Teil: Comunicado des Geheimen Revolutionären Indigenen Komitees (CRRI), Generalkommandatur (CG) der EZLN (Zapatistische Befreiungsarmee) Mexiko, Oktober 2020.

MANIFEST UND GEMEINSAMES VERSPRECHEN FÜR DAS GUTE LEBEN, DIE REISE UND DIE SELBSTFÜRSORGE

Damit wir offen für einander sind und inklusiv, kreativ und revolutionär zusammenarbeiten.
Ein gemeinsames Versprechen, weil jede beteiligte Person auch Verantwortung dafür übernimmt, dass sie ihren Teil zur Erfüllung beiträgt; ein Versprechen, Otros, Otras (Andere) und Otroas (Inter*, Nonbinary*, Trans*- und Agender*-Personen im Wortschatz der Zapatista) in die Gemeinschaft aufzunehmen, weil Militante* von links und unten so viel mehr zur täglichen Praxis von Einzelpersonen, Kollektiven und der Gesellschaft  in allen Bereichen beitragen.
Ein Manifest, weil es auch eine politische Erklärung für echte Gerechtigkeit,  Rebellion und Widerstand ist, die gegen diskriminierendes, autoritäres und lebensfeindliches Gedankengut, Verhalten und Handeln gerichtet ist.

Einleitung
Dieses Manifest und gemeinsame Versprechen für das gute Leben und die Selbstfürsorge soll die Gira Zapatista vor, während und nach der Reise der zapatistischen Delegation begleiten. Es ist eine Erklärung gegen jedwede Form von Rassismus, Sexismus, Klassismus, Kolonialismus und alle Formen von Herrschaft. Wir wollen das Patriarchat vernichten und erreichen, dass sich jede Person ihrer Privilegien bewusst wird.

Grundsätze und allgemeine Prinzipien für dieses Manifest und gemeinsame Versprechen:

Aktive Verantwortung füreinander und respektvoller Umgang miteinander zeigen.
Wut und Aktion aus Zärtlichkeit und Liebe entspringen lassen.
Alle Identitäten wirksam und spürbarer einschließen.
Alle sollen sich willkommen und wohl fühlen.
Die Bedürfnisse jeder*jedes Einzelnen respektieren.
Alle möglichen Voraussetzungen zum Einschluss und zur Unterstützung der Menschen mit Behinderung schaffen.
Offen sein für Worte und das darüber hinaus: Empfindungen, Gedanken, Taten und unterschiedliche Arten, die Welt zu sehen.

In den Gemeinschaften von „unten und links“, damit sich alle wohl fühlen.

Für europäische Treffen, Plena und Veranstaltungen (und gegebenenfalls regionalen/nationalen etc.) gilt:

– Organisiert eine Moderation.
– Ihr wollt sprechen: Meldet euch und wartet, bis ihr dran seid. Achtet auf kurze und gleiche Sprechanteile. Eine Person sollte nicht mehr als 2-mal zu Wort kommen, aus Respekt gegenüber den anderen Sprecher*innen. Unterbrecht euch nicht.
– Hört aufmerksam zu.
– Auch Empfindungen sind wertvolle Beiträge.
– Setzt einen festen Zeitraum für das Treffen fest. 
– Achtet auf Sprache: Bezieht Frauen*, Nonbinary*, Inter* und Trans*
– Personen usw. ein, aber seid dabei nicht zu streng und gebt Raum für Spontaneität.
– Entscheidungen sollten vor dem Ende des Treffens verbindlich getroffen werden. Dies gilt für alle Treffen, ob europäisch oder regional.
– Aufmerksamkeit, aber auch Müdigkeit und Zerstreuung fördern die Entwicklung des Treffens.- Denkt daran, dass die Mehrheit der Compas Frauen sind. 
– Betrachtet Themen um Gender aus einer dekolonialen Perspektive.
– Respektiert Unterschiede (die es ganz sicher gibt) zwischen den verschiedenen europäischen Kollektiven, denn sie machen uns stark!

Teilnahme, Beiträge und Entscheidungen können von Einzelpersonen oder im Namen einer Gemeinschaft sein, wenn vorher über ein Mandat entschieden wurde. 

Damit sich die Compañer@s bei ihrer Ankunft wohl fühlen

Für das Thema Sicherheit sind zwei Aspekte wichtig: der Schutz des „Äußeren“, vor Mächtigen und Repressionsorganen, die ein bekanntes – und ziemlich präsentes – Risiko für uns sind, und der Schutz des „Inneren“, also von uns „unten und links“. 

Unterbringung

  • Bringt die Delegation, wenn möglich,  an einem Ort unter.         
  • Die Compañeras, die Zapatista-Frauen, und Otroas sollen sich dort, wo sie schlafen, wohl fühlen. Das heißt, sie bleiben möglichst zusammen und werden nicht in zu kleine Gruppen aufgeteilt.         
  • Familien sollten nicht getrennt werden.         
  • Am Schlafplatz der Compañer@s sollte immer mindestens eine FLINTA*-Person da sein, die Spanisch spricht. Denkt daran: Ihre indigene Muttersprache und Spanisch sind die Sprachen der Compañer@s. Damit sich alle wohl fühlen, ist es wichtig, dass mindestens eine Person Spanisch spricht, wenn ihr die Comp@s empfangt.

Veranstaltungen

Empfang und Betreuung der Comp@s organisieren. Achtet auf spezielle Bedürfnisse der Comp@s und der Kinder: Stellt geeignete Räume, Personen und Orte zur Betreuung der Kinder zur Verfügung, damit alle Compañer@s teilnehmen können.     
Achtet auf Sprache und Kommunikation: Bietet immer Verdolmetschung und Übersetzung an.     
Unterwegs: Sorgt für die Sicherheit der Comp@s sowie angemessene Zeiten und Dauer von Fahrten und Wegen, und achtet auf Pausen zur Ruhe und Erholung.

Alkohol und andere Substanzen
In den zapatistischen Gemeinden werden kein Alkohol und keine Drogen konsumiert. Hier mögen sich unsere Kämpfe unterscheiden. Wir fordern keine Veränderung; allerdings bitten wir darum, den Verkauf und/oder Konsum von Alkohol und Drogen während unserer Veranstaltungen auf ein angemessenes Maß einzuschränken, oder komplett zu unterlassen.
Das Thema Alkohol als Mittel gegen das Patriarchat wird in jeder Region und Bewegung unterschiedlich diskutiert. Es ist allerdings ein recht allgemeines Phänomen, dass Alkohol Gewalt erzeugt, und als solches schwächt es unsere Kämpfe. Mit der Bitte, den Konsum von Alkohol und Drogen zu unterlassen, wollen wir euch auffordern, präsent und bei vollem Bewusstsein zu sein. Klar, das bewahrt uns natürlich nicht davor, unvorsichtig zu sein.


Wer sind wir?
Die FLINTA*-Kommission will die Rebellion und den Widerstand der Zapatista weiterverbreiten. Hierzu teilen wir Erfahrungen und Wissen von dort sowie Organisationsformen und Kämpfe von hier. Daher wird für jede Aktivität einzeln entschieden, ob alle oder nicht alle teilnehmen. Dieser Beschluss wird auf zwei Ebenen getroffen:    
– Auf lokaler Ebene,  denn jeder Raum und jedes Kollektiv entscheidet für sich, wer Zugang erhält.    
– Auf der Ebenen der europäischenFLINTA*-Kommission: Hier sind alle FLINTA*-Personen willkommen. Das Mitwirken von Cis-Männern wird hier nicht benötigt. Hier wollen wir versuchen, als Sprecher*innen unserer Kollektive zu agieren. Einzelpersonen sind selbstverständlich ebenfalls willkommen. Wir laden sie allerdings dazu ein, sich bestehenden Gruppen oder Kollektiven anzuschließen. Die Gira Zapatista soll von feministischen, dekolonialen und intersektionalen Perspektiven begleitet werden und offen sein für andere Formen der Kämpfe von Frauen*, Nonbinary* und Trans* – Personen, die sich gegen jedwede Form von Diskriminierung wehren. 

Ziele der FLINTA*-Kommision:

– Informationen bereitstellen über die feministischen Veranstaltungen ab jetzt bis Ende September oder bis zum Ende der Gira Zapatista.   
– Sicherstellen, dass zu jedem Zeitpunkt der zapatistischen Reise gegenseitige Achtsamkeit gewahrt wird, indem es eine antikolonialistische, feministische, antirassistische und antikapitalistische Reise ist – mit einem Manifest und gegenseitigem Versprechen zur Einhaltung dieser Grundsätze.   
– Europäische Veranstaltungen organisieren > Viele Kämpfe für das Leben, ein Herz gemeinsam für den Kampf!     Europaweites Treffen von Frauen*, Inter*, Nonbinary* und Trans* -Personen in la ZAD, Notre-Dames-des-Landes 10. Und 11. Juni 2021
https://viajezapatista.eu/es/convocatoria-para-propuestas-para-la-agenda-politico-cultural-del-encuentro-de-mujeres-personas-trans-inter-y-no-binarias/

Dieses Dokument ist in Bearbeitung. Es fehlen einige Punkte über Achtsamkeit und Selbstfürsorge, Konfliktlösung (Kommission für Mediation?    Was wird getan, wenn die Konfliktlösung nicht funktioniert?) und es kann immer noch das verbessert werden, was schon da ist!  
Für Vorschläge oder Kommentare schreibt eine E-Mail an comision-genero-eu@riseup.net mit dem Betreff „compromiso manifiesto para el buen vivir“ (Manifest und gemeinsames Versprechen für das gute Leben).    

Zum Schluss wollen wir noch einmal an die 7 zapatistischen Prinzipien des „gehorchenden Regierens“ erinnern:
Dienen und nicht sich bedienen,
Vertreten und nicht ersetzen,
Aufbauen und nicht zerstören,
Gehorchen und nicht befehlen,
Vorschlagen und nicht aufzwingen,
Überzeugen und nicht bezwingen,
Hinab- und nicht emporsteigen.